Die Tagebücher der Janina David und die daraus entstehende Serie sind ein Dokument dafür, daß man den Grauen menschenunwürdiger Barbarei eine menschliche Sprache geben kann. Geschildert wird das Zusammenleben einer Familie im jüdischen Getto von Warschau. Die normalen menschlichen Stärken und Schwächen bekommen in dieser extremen Situation eine Dimension, die ein Schwanken von allgemeiner tiefer Verzweiflung bis zur Euphorie für die kleinsten und kürzesten Glücksmomente hervorrufen.

Die ruhige Erzählweise der Serie trägt dazu bei, daß der Zuschauer sich in die Atmosphäre einfühlen kann, in der Janina ihre Kindheit verlor und in direkter Weise die Grausamkeit und Schönheit des menschlichen Lebens erfahren mußte. „Ein Stück Himmel“ eignet sich besser dazu, Jugendlichen die Ereignisse der damaligen Zeit nahezu bringen, als dies andere Filme über den Holocaust vermögen, deren vordergründiges Anliegen es war abzuschrecken. Das führt zur Sprachlosigkeit. Janina erzählt uns, was sie erfahren hat, und gibt so den Opfern ein menschliches Antlitz.

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Dieser Film ist deswegen ein außergewöhnlicher Film, weil er das schwierige Thema der Krebserkrankung von Jugendlichen und deren Umgang damit sehr lebensbejahend umsetzt, ohne das Problem der Gewißheit der Todesnähe beiseite zu schieben. Obwohl er die Achterbahnfahrt der Gefühle in der Unmittelbarkeit der persönlichen Endlichkeit darstellt, verfällt er in keinem Augenblick in Sentimentalitäten. Das wird besonders bei der Szene im „Anne-Frank-Haus“ deutlich. Viele Filmemacher wären hier in die üblichen Klischees der Todesschrecklichkeiten, mögen die Veranlassungen menschlichen oder nichtmenschlichen Ursprungs sein, verfallen. Demgegenüber hat man sich hier vielmehr auf die menschliche Kraft konzentriert, selbst in der größten Hoffnungslosigkeit noch Hoffnung zu schöpfen, was das Leben dann selbst in solch ausweglos erscheinenden Situationen noch lebenswert macht.

Es sind aber auch die vielen kleinen Lebensweisheiten, die im Alltagsleben kaum beachtet werden, aber in dem Film eine Darstellung erfahren, wie zum Beispiel die für Erwachsene kaum verständliche Verhaltensweise von Kindern bzw. Jugendlichen, sich für die Eltern verantwortlich zu fühlen. Wenn Kinder – und auch noch Jugendliche – merken, daß ihre Handlungen den Eltern gegenüber bei diesen eine Reaktion hervorrufen, richten sie ihr Verhalten, besonders in außergewöhnlichen Situationen, nach diesen Antworten der Eltern aus, – übernehmen also Verantwortung für diese, weil für sie ihre Welt noch nicht so beziehungslos fremd ist wie für Erwachsene. Selten wird in der Gegenwartskunst bei der Abbildung des Lebens so genau hingeschaut.

Getragen wird der Film auch von großartigen Schauspielern, allen voran die Hauptdarsteller Shailene Woodley als Hazel und Ansel Elgort als Gus, die in ihrer Spielweise zu echten Identitätsfiguren werden.

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„Big Little Lies“ ist sowohl inhaltlich als auch gestalterisch eine beachtliche Serie, und nicht das, was auf dem DVD-Cover von „TV – Guide“ behauptet wird. Sie ist nämlich keine Sozialsatire, sondern vielmehr ein grelles Abbild des heutigen modernen Lebens. Die vielen Lebensfragen, die sich die Menschen der Industriestaaten in der Gegenwart stellen und nicht beantworten können, wie zum Beispiel, warum wir in unserem Wohlstandsleben nicht glücklich sind, dieses eher die Existenz verkompliziert oder warum wir in unserer Kommunikationsgesellschaft, in der Offenheit für schnellen menschlichen Kontakt vorherrscht, trotzdem gesellschaftlich vereinsamen, werden tiefsinnig in eine Geschichte eingeflochten, die zudem spannend und unterhaltsam erzählt wird. Der Drehbuchautor David E. Kelley und der Regisseur Jean-Marc Vallée haben es verstanden, den Charakter der Darstellungsweise von Liane Moriarty, deren Buch „Tausend kleine Lügen“ als Vorlage diente, eindrucksvoll in eine Filmhandlung umzusetzen. Ihre Romanhandlungen sind in der Weise von Werbetexten umgesetzt, was ja ursprünglich ihr Beruf ist, das heißt, sie überspitzt die Darstellung in der Art, daß gerade dadurch die Wahrheit ans Tageslicht tritt. Nur so können wir beim Sehen dieser Teile unsere Defizite im gemeinschaftlichen Zusammenleben erkennen, indem wir beispielsweise in dem Bemühen, möglichst korrekt zu agieren, uns meist unkorrekt verhalten und so Probleme heraufbeschwören oder in der Furcht vor Veränderungen sogar körperliche Mißhandlungen in Kauf nehmen.

Was die Serie darüber hinaus so sehenswert macht, ist die Besetzung der Rollen. Sie sind bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt, oder genauer gesagt, was man bei Filmen oder Serien nur selten behaupten kann, genau passend besetzt.

Kurzum, wer in der filmischen Unterhaltung auch noch intellektuell angeregt werden möchte, sollte sich diese Serie in jedem Fall ansehen.

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Eine Serie über ein Footballteam, – das erscheint auf den ersten Blick sehr amerikanisch und für den Europäer eher uninteressant.

Aber schon in der ersten Staffel zeigt sich, daß es weniger um den Sport selbst geht, sondern vielmehr um die Darstellung des Lebens in einer Kleinstadt in Texas.

Dabei offenbart sich, warum Football ein Volkssport der Amerikaner ist, nämlich weil es in groben Zügen ihre Lebenseinstellung widerspiegelt: individueller Konkurrenzkampf als persönliche Verwirklichung, der eingegrenzt wird von einem Teamgeist, mit dem immer wieder das „Wir-Gefühl“ heraufbeschworen wird und werden muß.

Bemerkenswert an dieser Serie ist das Bemühen um Wirklichkeitsnähe. Daß die Zuschauer das honorierten, offenbarte sich in dem Umstand, daß es viele Proteste gab, als in der zweiten Staffel die für amerikanische Dramaserien typische Vergewaltigungsszene gab. So besannen sich die Autoren wieder auf das, was das Leben von Menschen im allgemeinen prägt, wie die Konflikte im menschlichen Zusammenleben, die sozialen Unterschiede und Unsicherheiten.

Diese Serie ist in Inhalt und Umsetzung außergewöhnlich und verliert, im Gegensatz zu fast allen anderen Serien, in den Folgestaffeln nichts von ihrer Qualität. Wer die Denk- und Lebensweise der US-Amerikaner verstehen lernen möchte, für den kann eine solche künstlerische Darstellung durchaus hilfreich sein.

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Die Romane von Hans Fallada haben eine erschreckende Aktualität, wenn es um die Psychologie des Zivilisationsmenschen geht: leidend unter sinnlos erscheinenden gesellschaftlichen Verhältnissen, trägt jeder einzelne mit seinen Handlungen, so bescheiden diese auch seien, zu diesen Zuständen bei. So sind wir zwar Leidtragende eines Wolfsgesetzes der Marktwirtschaft, jedoch nur, weil wir uns beispielsweise als Kleinsparer oder Träumer von subjektivem Wohlstand wie Wölfe unter Wölfen verhalten. In der Verfilmung ist ersterer in der Figur des Försters Kniebusch dargestellt, den Traum von persönlichem Reichtum vertritt zunächst die Hauptfigur Pagel.

In einzigartiger Weise vermag der Regisseur Hans-Joachim Kasprzik die lebendige Gestaltungsweise von Falladas Roman in ein fesselndes Filmgeschehen umzuwandeln. Dabei stehen ihm Schauspieler zur Verfügung, die durch ihre Darstellung den Zuschauer mit den im Film handelnden Personen nahezu schmerzlich verknüpfen. Als Beispiel sei die Gestalt des Herrn von Studmann genannt (großartig gespielt von Herbert Köfer); sein verzweifelter, jedoch vergeblicher Kampf um die alten Werte kann einen unmittelbar angreifen. Was bleibt in einer solchen immer noch vorherrschenden Welt? Falladas Schlußworte in diesem Roman ernst zu nehmen: sich der (Menschen-) Liebe wert zu erweisen.

Ein Kurzkommentar zu diesem Mehrteiler könnte auch lauten: Besser geht es nicht!

 

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Bisher war es schon fast eine Gepflogenheit bei der Herausgabe von indischen Filmen, daß qualitativ herausragende Werke nicht synchronisiert wurden. „Lagaan“, „Bombay“, „Black“ und nicht zuletzt „Dil Se“ waren wohl zunächst als für das deutsche Publikum zu anspruchsvoll eingestuft worden. „Lagaan“ und „Dil Se“ wurden dann letztlich doch synchronisiert.

Der Film „Dil Se“ oder „Von ganzem Herzen“ hat durch das Thema des Terrorismus einen sehr aktuellen Bezug. Wenn die romantische Lösung des Filmes sicherlich nicht wegweisend genannt werden kann, ist die Darstellung, warum Terrorismus entsteht, doch ein erster Schritt zur Einsicht, wie es schließlich zu einer allgemeinen Versöhnung in der heutigen terroristischen Weltsituation kommen könnte.

Dieser Film lebt aber nicht nur von einer besonderen Behandlung eines solch komplizierten Stoffes, sondern auch von den beiden Schauspielern Manisha Koirala und Shah Rukh Khan, die hier ihr schauspielerisches Können in die Wagschale werfen konnten.

 

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„Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ war und ist bis heute als Gegenwartsserien unübertroffen. Die darin erzählten Geschichten fangen das damalige Gegenwartsleben mit dichterischer Genauigkeit ein. Aus diesem Grund ist es nicht nur wegen der Qualität der Synchronisation ein Segen, daß die ungekürzte Fassung des Fernsehens der DDR als DVD herauskommt. Gerade die vollständige Version zeigt zum Beispiel, wie weinig vordergründig die Politik im Alltagsleben der meisten Menschen in der damaligen CSSR und ebenso in der DDR war. Sie blieb vielmehr zum überwiegenden Teil ein nahezu selbstverständlicher Hintergrund. Gerade an solchen Filmdokumenten wird deutlich, daß das heutige Geschichtsbild über den sogenannten Ostblock nur einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Lebens in ihm wiedergibt.

Die einzigartige Qualität der Krankenhausserie wird weiterhin getragen von den mitspielenden Schauspieler, und das bis hinein in die kleinste Nebenrolle. Insbesondere ragen Ladislav Chudik als Chefarzt Dr. Sova und Josef Abraham als Dr. Blazej heraus, und Milos Kopecky erhielt und erspielte sich mit der Rolle des Dr. Strosmaier ein schauspielerisches Denkmal.

 

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Nach dem „Krankenhaus am Rande der Stadt“ kommt nun ein weiteres Meisterwerk der Zusammenarbeit des Regisseurs Jaroslav Dudek mit dem Autor Jaroslav Dietl als DVD heraus. Es ist verblüffend, daß man schon nach dem Sehen des ersten Teiles, sofort in die Handlung und zu deren Menschen mit hineingezogen wird. Es scheint, als wenn wir in den Teilen unmittelbare Nachbarn sehen, mit ihren Alltagsfreuden und – sorgen, mit ihrer Lebenswärme und – kälte. Gibt es ein besseren Erweis dafür, wie lebensecht hier Geschichten erzählt und gespielt werden?

Eine Besonderheit hat diese Serie, die zwar in jeder Arbeit von Jaroslav Dietl eine Rolle spielt, hier jedoch sehr ausgeprägt ist: die Darstellung der Alltagsmelancholie. Diese Charakteristik des Daseins, die zu jeder Zeit und in jeder Gesellschaft mal mehr und mal weniger ausgeprägt vorherrscht, findet in heutigen Filmen kaum noch Beachtung. Dabei prägt sie unser Leben nicht unwesentlich, denn sie ist gespeist aus der Erkenntnis, daß wir viele Träume im tatsächlich gelebten Leben aufgeben mußten, oft genug, weil die Chance dafür nicht ergriffen wurde. Und trotzdem ist dieses beständige Potenzial von Traurigkeit die Motivation nach neuen Gelegenheiten im Leben zu suchen, die dann genutzt werden sollen.

Es ist zu hoffen, daß Icestorm mit den tschechischen Serien, die in den letzten Monaten herauskamen, einen Verkaufserfolg haben wird, damit sich vielleicht dadurch der Weg eröffnet, daß die unbekannteren Arbeiten von  Jaroslav Dietl ebenfalls eine Veröffentlichung erfahren, – oder andere großartige tschechische Serien, wie zum Beispiel „Es war einmal ein Haus“ oder „Der Jüngste der Familie Hamr“.

 

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Diese Serie ist ein außergewöhnliches Fernseherlebnis. Insbesondere die beiden ersten Teile gehören künstlerisch zum Besten, was in der Kunstgattung Film in der DDR hergestellt wurde und suchen an Qualität in den heutigen Fernsehproduktionen ihresgleichen. Eine Ursache dafür ist das großartige Schauspielensemble. Ursula Karusseit ist die Idealbesetzung für die Darstellung der Gertrud Habersaat, die durch Erik S. Klein, Manfred Krug und Armin Mueller-Stahl hervorragend ergänzt wird. Was dieser Serie heute noch Aktualität gibt ist die vorurteilslose Beschäftigung mit der Frage, wie die beiden Nachbarvölker, Polen und Deutsche, nach Besetzung und Vertreibung während des zweiten Weltkrieges zu einer Versöhnung finden können. Die Serie beantwortet sie zum Teil, indem sie zeigt, daß Schuldzuweisungen den komplexen Motiven menschlicher Handlungen nicht gerecht werden, jedoch ein Sprechen über sie zumindest den Boden für ein gegenseitiges Verständnis schafft.

 

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