Rammstein

Liest man die Rezensionen, so entsteht ein recht unterschiedliches Bild der nach zehnjähriger Pause herausgebrachten neuen CD von „Rammstein“. Und das ist wohl auch normal, weil Künstler sich weiter entwickeln und somit Erwartungen des „Alten“ nicht mehr erfüllen und das „Neue“ erst aufgenommen sein will.

Ich finde, Rammstein gelingt der Mix aus neu und alt mit ihren jetzt herausgegebenen Liedern hervorragend. Es gibt den Erkennungswert der typischen Art der Texte und Musik, die mit der Band „Rammstein“ in Verbindung gebracht werden und darüber hinaus wirken diese Lieder in ihrer Gesamtheit qualitativ ausgereift. Gab es bei den vorhergehenden CD-Ausgaben sehr gute und weniger gute Songs, so ist die neue CD nahezu ein Gesamtkunstwerk, wie man es in der Rockmusik nur selten findet, – ich denke im Vergleich dazu an CD-Ausgaben wie „Mont Klamott“ von „Silly“ oder an „The Division Bell“ von „Pink Floyd“. Jeder Song ist für sich des Nachdenkens wert, mag es wie bei „Zeig dich“ in der Forderung an den HERRN zum Ausdruck kommen, sich nun endlich zu zeigen, wenn es ihn trotz der Schrecklichkeiten auf der Welt geben sollte, oder beim Lied „Puppe“, das sich gegen die Verharmlosung der Prostitution wendet. Darüber hinaus sind alle Lieder zusammen ein Spiegelbild unseres heutigen Zusammenlebens, – und genau das soll ja Kunst vermitteln.

Wie nah Rammsteins neue CD am Leben dran ist, wird in der neuerdings laut werdenden Forderung einiger deutscher Politiker deutlich, daß in Deutschland eine neue Nationalhymne geschaffen werden müßte, bei der Menschen aus Ost und West mitsingen können. Die Band „Rammstein“ haben mit ihrem Lied „Deutschland“ längst ein Angebot gemacht. Formulierungen wie „Übermenschen überdrüssig“ oder „man kann dich lieben und will dich hassen“, schließlich mit der Konsequenz „Deutschland, deine Liebe ist Fluch und Segen … meine Liebe kann ich dir nicht geben“ sprechen wohl die Empfindungen vieler Deutscher in allen Bundesländern und wahrscheinlich auch vieler Ausländer aus.

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Silly „Alles rot“

Die erste CD von „Silly“ nach dem Tod von Tamara Danz ist ein überraschendes Ergebnis, weil auf ihr die unverwechselbare musikalische Struktur, die die Gruppe bisher auszeichnete, bewahrt bleibt, und sie so immer noch etwas besonderes in der deutschen Rockmusikszene ist.

Die Titel besitzen einen ebensolchen Melodiereichtum wie die letzte „Paradies – CD“. Erscheint zwar nach dem Hören der ersten drei Stücke die nachfolgenden im Sound etwas eintönig, ändert sich das ab dem Lied „Warum ich“. Von da an ist jeder Song ein wunderbares Erlebnis.

Der eigentliche Glanzpunkt dieser CD sind die Texte von Werner Karma. Die Symbiose zwischen Silly und Karma treibt beide zu qualitativen Höhenflügen, die sie in anderer Kombination nicht erzielen. (Silly erreichte diese weder mit den mit einer Weltverbesserungsattitüde behafteten Texten von Gundermann, noch mit den Texten von Tamara Danz, die immer den latenten Hang zur Selbstgerechtigkeit besaßen). Musik und Texte beweisen nun mit dieser CD im nachhinein, daß Silly mit Karma nicht vordergründig systemkritisch war, wie es immer gern interpretiert wird, sondern daseinsbeschreibend. Solch ein mit jedem Tag neu zu interpretierenden Lied wie zum Beispiel „Die Furcht der Fische“, kenne ich nur von Silly in Zusammenarbeit mit Werner Karma.

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